top of page

Antarktis-Überwinternde | Expeditionsärztin
Bestsellerautorin | Speakerin

IN DER ANTARKTIS

ANTARKTIS-ÜBERWINTERUNG & LEITUNG POLARFORSCHUNGSSTATION

Ein Jahr in einer Welt aus Eis und Licht, Sturm und Finsternis. 

Als Leitung der Polarforschungsstation Neumayer III und einzige Ärztin vor Ort habe ich auf dem unzugänglichsten, lebensfeindlichsten aller Kontinente gelebt und gearbeitet, sieben Monate davon ohne Ausweg oder Evakuierungsmöglichkeit – dafür mit einem mutigen, einfallsreichen und fröhlichen Team. Zwischen Forschung, Technik und einer außergewöhnlichen Gemeinschaft habe ich die atemberaubende Weite und Schönheit der Antarktis als Heimat erfahren.

Wenn wir die Erde verstehen und die Zusammenhänge zwischen Eis, Atmosphäre, Ozean und Klima begreifen wollen, müssen wir auch dorthin, wo kaum jemand leben möchte: in die eisigen, unzugänglichen Polarregionen. Hier liegen Schlüsselinformationen zum Verständnis des großen Ganzen. Um diese kostbaren Messdaten zu gewinnen, betreibt das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, die Neumayer-Station III – mit großem logistischem Aufwand, technischer Expertise und leidenschaftlichem Einsatz für die Wissenschaft.
 
70° südlicher Länge, 8° westlicher Breite lautet die offizielle Adresse der Neumayer-Station, die auf dem Ekström-Schelfeis steht und einen Außenposten der Forschung darstellt. Weil hier ganzjährig Messungen stattfinden, überwintert jedes Jahr ein kleines Team. Es tauscht die Annehmlichkeiten der Zivilisation gegen das Leben in einer Eiswüste, über die Winde bis zur Orkanstärke fegen und wo die Sonne zwei Monate lang nicht aufgeht. Es tauscht die Infrastruktur von Ortschaften gegen ein einziges Haus, in dem es für alles selbst sorgen muss: Wärme und Elektrizität, Trinkwasser, Krankenversorgung und Satellitenverbindung. Es begibt sich in eine große Unbekannte namens Überwinterung, in der man sieben Monate lang weder entrinnen noch jemanden zur Hilfe holen kann. Ob Messinstrumente reparieren, Brände löschen oder Konflikte lösen: Sämtliche Arbeiten, Notfälle und Herausforderungen müssen von den Überwinternden selbst bewältigt werden.

Unser Team aus vier Wissenschaftler:innen, drei Ingenieur:innen, einem Koch und mir als Leitung und Ärztin ging in die Antarktis, um ein Jahr lang den Staffelstab der Langzeitobservatorien zu übernehmen, die Wissenschaft zu unterstützen und an diesem extremen Ort überhaupt möglich zu machen. Es galt, das Erdmagnetfeld zu beobachten und Erdbeben zu messen, Wetterdaten zu erheben und klimawirksame Gase und Aerosole zu untersuchen. Eismessungen für die Klimawissenschaft führten uns weit auf das zugefrorene Südpolarmeer hinaus.
 
Meine Aufgaben in der Antarktis hätten vielfältiger nicht sein können. Anstatt wie früher hochspezialisiert in einer Uniklinik zu operieren, betrieb ich nun allein ein Hospital, führte selbst Blutanalysen durch und bohrte sogar Zähne. Neben Geländeerkundung im Eis gehörten auch Forschungsarbeiten für die Weltraummedizin der NASA zu meinen Aufgaben. 
Überwintern bedeutet aber nicht nur Arbeit, sondern vor allem auch, fürs Ganze und für Alle zu denken. Dazu muss man in der extremen Isolation die Fürsorge füreinander tragen und das Zusammenleben als Gemeinschaft gestalten. Wenn man acht Monate lang den gleichen acht Menschen auf jedem Flur, beim Essen, beim Zähneputzen, bei der Arbeit und in der Freizeit begegnet, ist das eine enorme soziale Aufgabe – und ein unermessliches Glück, zu erleben, wie das Team zu einem blühenden neunköpfigen Organismus zusammenwachsen kann.

So kann das Alltagsleben in der Isolation von Gestaltungsfreude und Fröhlichkeit getragen sein, die sich auch in der Freizeit niederschlagen. Hier gilt es, Geburtstagsüberraschungen vorzubereiten, mit dem tosenden Sturm zu spielen, zusammen Gruselfilme zu drehen und unter tanzenden Polarlichtern unsere Nachbarn, die Kaiserpinguine, zu besuchen. 
In der Weite des Eises ist mir vor lauter Schönheit und Frieden das Fürchten abhandengekommen. Die Reinheit dieser Welt aus Eis und Licht hat mein Lebensgefühl durchdrungen. Als die Polarnacht unsere Welt ergriff, fühlte ich mich zunehmend als Teil des Universums – dem sternenweiten Weltall verbundener als den zivilisierten Kontinenten.

Überwintern in der Antarktis war für mich eine tiefgehende Erfahrung, die mich verändert hat. Mein Blick auf die Welt ist ein anderer geworden, meine Werte haben sich geschärft und mein Vertrauen ins Leben und in meine Mitmenschen ist gewachsen. Im Angesicht des uralten Eises und des unendlichen Weltalls habe ich große Ehrfurcht und eine ungeahnte Geborgenheit erfahren. Demut, der Blick für die Schönheit unserer Welt und das Bewusstsein für die eigene Vergänglichkeit sind für mich weit in den Vordergrund getreten. 

IMPRESSIONEN

aurelia-hoelzer-antarktis-footer-02.jpg

Zwischen innerem Jubel und Ehrfurcht: die atemberaubende Schönheit des Eises macht uns bei Ausfahrten über die Atka-Bucht immer wieder fassungslos.

KONTAKT

Für Anfragen als Speakerin, für Presseanfragen oder Kooperationen wenden Sie sich bitte an:

AGENTUR GOLDONI

bottom of page